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Umweltfreundlich, langlebig und leise Lastenräder: Fragen und Antworten zur Auto-Alternative

Auch in Bremen kaufen sich immer mehr Menschen ein Lastenrad. Die Alternative zum normalen Fahrrad und zum Auto wird immer beliebter. Wir klären die Fragen, was das Lastenrad ist und was man damit machen kann.
28.12.2020, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Lastenräder: Fragen und Antworten zur Auto-Alternative
Von Mario Nagel

Als Alternative zum Zweitwagen, aus Gründen des Umweltschutzes oder einfach, weil das Fahren Spaß macht – immer mehr Menschen kaufen sich inzwischen ein Lastenrad. Die zwei- oder dreirädrigen Gefährte, die je nach Ausstattung und Größe bis zu 180 Kilogramm Zusatzlast bewegen können, erweisen sich immer häufiger als ernstzunehmende Option für viele Menschen. Das teilt Frauke Maack, Sprecherin des Allgemeinen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bremen, mit. Vor allem junge Familien aus der Stadt griffen vermehrt zu Lastenrädern, aber auch bei Gewerbetreibenden oder Menschen auf dem Land würden die Käufe zunehmen. Doch was kann man überhaupt mit einem Lastenrad machen, welche Vorteile hat es und was kostet solch ein Gefährt? Wir beantworten die wichtigsten ­Fragen.

Was können Lastenräder überhaupt?

„Man unterscheidet zunächst zwischen motorisierten und nicht-motorisierten Lastenrädern. Je nach Größe und Ausstattung sind sie zudem flexibel einsetzbar“, sagt Jap Kellne, einer der beiden Geschäftsführer vom Bremer Fahrradhersteller Velo Lab. Viele Limits habe das Lastenrad, motorisiert auch als E-Cargobike bezeichnet, jedenfalls nicht. Bis zu 180 Kilogramm Zusatzlast kann mit dem Gefährt transportiert werden, der neugekaufte Kühlschrank könnte also problemlos mit dem Lastenrad nach Hause gefahren werden. „Ab einem Gesamtgewicht von über 150 Kilogramm wird es zugegebenermaßen aber deutlich schwerer zu lenken und schnelle Richtungswechsel zu machen“, sagt Kellner. Da der Motor bei E-Lastenrädern bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt, sei das Treten dagegen kein Problem.

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Was sind die Vorteile?

Laut Frauke Maack vom Allgemeinen Fahrrad-Club (ADFC) Bremen haben motorisierte Lastenräder vor allem einen entscheidenden Vorteil: „Mit ihnen ist man auf kurzen Strecken in der Stadt schneller als mit dem ÖPNV oder dem Auto, gleichzeitig kann man trotzdem seinen Einkauf oder seine Kinder relativ leicht transportieren.“ Dazu seien E-Lastenräder umweltfreundlich, langlebig und leise. Gegenüber dem normalen Fahrrad mit Anhänger hat das motorisierte wie das nicht-motorisierte Lastenrad zudem den Vorteil der höheren Traglast. Durch entsprechendes Zubehör können im Vergleich auch größere Kinder oder sperrigere Lasten transportiert werden. Im städtischen Wirtschaftsverkehr könne das Lastenrad auf der sogenannten letzten Meile zudem einen sinnvollen Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme leisten, schreibt der Allgemeinde Deutsche Automobil-Club (ADAC).

Was sind die Nachteile?

Durch zusätzliche Gewichte sei das Lastenrad weniger wendig, bei einer Gefahrensituation könne der Fahrer also nicht so schnell die Richtung ändern, sagt Frauke Maack. Auch zu schmale Radwege und zu enge Einbahnstraßen seien zumindest solange ein Gegenargument, bis die Infrastruktur verbessert würde. „Dazu gibt es momentan noch sehr wenige Abstellmöglichkeiten, vor allem in der Innenstadt. Die Fahrradbügel stehen hier für Lastenräder zu eng beieinander“, sagt Maack. Der Verein Logistiklotsen will aber mit dem von der Wirtschaftsförderung Bremen geförderten Projekt „Stadt Land Lastenrad“ nach Lösungen hierfür ­suchen.

Was kostet ein Lastenrad?

Bei Lastenrädern wird, wie oben erwähnt, zwischen motorisierten und nicht-motorisierten unterschieden. Die günstigen Modelle ohne Motor beginnen ab circa 1000 Euro, die günstigsten E-Lastenräder beginnen ab 2500 Euro. Je nach Ausstattung und Zubehör können die Kosten aber auch weiter steigen. „Das teuerste E-Lastenrad bei uns im Angebot kostet rund 10.000 Euro“, sagt Jap Kellner.

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Welche Typen von Lastenrädern gibt es?

Die Gefährte gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Modellen, sagt Jap Kellner. Bei ihm im Geschäft werden die Räder von Hand produziert, sodass individuelle Wünsche berücksichtigt werden. Grundsätzlich wird jedoch zwischen zwei- und dreirädrigen Lastenrädern unterschieden. Die bekanntesten Versionen sind das sogenannte „Dreirad“, „Long John“, „Bäckerrad“ und der „Backpacker“. Das Dreirad verfügt vorne über einen Kasten, in den zum Beispiel bis zu vier Kinder passen. Das „Long John“ ist zweirädrig und hat zwischen dem Lenker und dem Vorderrad einen Kasten oder eine Ladefläche. Das Bäckerrad hat einen großen, stabilen Gepäckträger vor dem Lenker und diente ursprünglich zum Transport von Backwaren. Der Backpacker ähnelt dem konventionellen Fahrrad am meisten: Er hat einen besonders stabilen Rahmen und einen extra langen Gepäckträger, auf dem Kinder oder Dinge transportiert werden können.

Wer kauft ein Lastenrad?

Für Jap Kellner richten sich Lastenräder nicht pauschal an eine spezifische Gruppe. Gewerbetreibende würden sie genauso kaufen wie Privatpersonen, Familien genauso wie Alleinstehende. Es würden sich zwar eher jüngere und umweltbewusste Menschen für den Kauf entscheiden, doch das sei nicht grundsätzlich so. Ein weiterer Kaufgrund könne laut Kellner die Pandemie sein: Menschen, die normalerweise mit dem Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) fahren und nicht auf das Auto zurückgreifen wollen, würden eher aufs Rad steigen. „Manche nehmen das zum Anlass, sich ein Lastenrad zu kaufen. Diese spontanen Käufe sind aber eher selten, dazu braucht man ja auch das nötige Kleingeld“, sagt Kellner.

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