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Nahverkehr in der Corona-Pandemie Bremer CDU und FDP wollen Busse reaktivieren

Um überfüllte Busse und Bahnen zu den Stoßzeiten zu entlasten, schlagen die CDU- und die FDP-Fraktion vor, private Busunternehmen einzusetzen. Das Bremer Verkehrsressort erteilt diesen Ideen eine Absage.
04.11.2020, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Bremer CDU und FDP wollen Busse reaktivieren
Von Pascal Faltermann

Private Busunternehmen einsetzen, ältere Fahrzeuge reaktivieren oder ehemaliges Personal rekrutieren – das sind Vorschläge, die die Fraktionen der Bremer CDU und der FDP machen, um den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) zu entlasten. Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) besitzt keine zusätzlichen Kapazitäten, um bei schlechtem Wetter mehr Busse und Bahnen einzusetzen. Um den Abstand und das Einhalten der Hygieneregeln in Corona-Zeiten zu kontrollieren, fehlt es zudem an Personal. Die BSAG kommt nach eigenen Aussagen an ihre Grenzen. Den Ideen der Oppositionsparteien erteilen das Bremer Verkehrsressort und die BSAG eine Absage.

„Die Busse und Bahnen sind massiv überfüllt, was insbesondere in Corona-Zeiten auf viele Bremerinnen und Bremer abschreckend wirkt", sagt Thore Schäck, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Aus diesem Grund brauche es dringend mehr Linien und eine höhere Taktung, um auch in Corona-Zeiten die Menschen zur Nutzung des ÖPNV zu bewegen.

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„Deswegen fordern wir, dass geprüft wird, inwiefern vor kurzer Zeit ausrangierte Busse und Bahnen vorübergehend noch für einige Monate in Betrieb genommen und sich in Rente oder Altersteilzeit befindende Fahrer und Fahrerinnen überzeugt werden können, den Betrieb der BSAG zu unterstützen“, sagt Schäck. Das würde aus Sicht der FDP-Fraktion zu einer spürbaren Entlastung führen.

Entlastung zu Stoßzeiten

Darüber hinaus gebe es zahlreiche Fernbus-Unternehmen, denen massiv das Geschäft weggebrochen sei. "Diese könnten im Auftrag der BSAG aushelfen. Beispielsweise beim Transport von Schülern, um damit den Regelverkehr zu den Stoßzeiten zu entlasten“, so Schäck.

Ähnliche Maßnahmen hält auch die CDU-Fraktion für sinnvoll. „Die Fahrzeuge privater Busunternehmen stehen seit Monaten still, während die BSAG den erhöhten Bedarf an öffentlichem Nahverkehr nicht decken kann“, sagt Heiko Strohmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Die Unterstützung der BSAG durch private Anbieter könnte ein Gewinn für alle sein, der Senat muss diese Möglichkeit prüfen.“ Nach Meinung der CDU-Fraktion wäre ein solches Vorhaben durch die Mittel des Bremen-Fonds zu finanzieren, da es sowohl kurzfristige Effekte der Entlastung als auch einen möglichen langfristigen Image-Verlust des ÖPNV abfedern kann.

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Gerade auf stark frequentierten Strecken wie zu Schulen oder ins Güterverkehrszentrum könnten private Busunternehmen eingesetzt werden. Gleichzeitig müssten Senat und BSAG aber auch dafür sorgen, dass jetzt neue Fahrzeuge angeschafft würden, um dem Bedarf an öffentlichem Nahverkehr nach der akuten Phase der Corona-Krise gerecht werden zu können.

Fehlende Barrierefreiheit

In der Bremer Verkehrsbehörde hält man von den Vorschlägen wenig und hat dafür zahlreiche Gründe. Private Linienbusse seien auf dem Markt nicht verfügbar, weil sie im Einsatz seien. Das habe man von der BSAG prüfen lassen. Bei Reisebussen bestünden andere Probleme. „Sie haben keine Ampelsteuerung, keine Ticketautomaten und müssten technisch ausgerüstet werden“, sagt Behördensprecher Jens Tittmann. Hinzu komme, dass es keine Stehplätze gebe und die vorhandene Sitzplatzsituation in den Reisebussen mit Zweierreihen und einem engen Gang in der Mitte eine ganz andere sei.

Dadurch sei das Abstandhalten kaum möglich. Und: „In Reisebussen kann durch die zwei Türen immer nur eine Person ein- oder aussteigen“, so Tittmann. Das zudem weder die Barrierefreiheit gegebenen sei noch die privaten Busunternehmen nach Tarif bezahlen seien weitere Gründe. Ältere Busse oder Straßenbahnen müssten dringend ausgetauscht werden, weil beispielsweise der TÜV ausläuft oder es nicht mehr die entsprechenden Ersatzteile gebe, heißt es von der BSAG. Mit den 77 neuen Straßenbahnen („Nordlicht“) passiere das auch nach und nach.

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FDP-Verkehrspolitiker Schäck sieht eine weitere Möglichkeit, um den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten. „Solange der Inzidenz-Wert in Bremen so hoch ist, sollte die Parkraumbewirtschaftung bis zum Ende des Jahres ausgesetzt werden. Außerdem sollte die Stadt geeignete Flächen zum Parken freigeben", sagt Schäck. Als Beispiele nennt er das eingeschränkte Halteverbot in der Violenstraße, welches aufgehoben werden könne. Damit schaffe man einen Anreiz, dass die Menschen kurzfristig auf volle Busse und Bahnen verzichten, so Schäck.

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