Beitrag zur Verkehrswende:Penzberger Schüler fahren weiter gratis Bus

Beitrag zur Verkehrswende: Die Penzberger SPD möchte den Stadtbusverkehr komplett kostenlos machen. Die Verwaltung prüft den Vorschlag.

Die Penzberger SPD möchte den Stadtbusverkehr komplett kostenlos machen. Die Verwaltung prüft den Vorschlag.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Stadtrat verlängert die kostenfreie Beförderung bis August 2022. Die SPD will sie künftig allen Bürgern ermöglichen.

Von Alexandra Vecchiato

Schüler aus Penzberg können auch in Zukunft mit dem Stadtbus fahren, ohne zu bezahlen. Der Stadtrat hat seinen Beschluss vorzeitig um ein Jahr verlängert. Die Kostenfreiheit gilt nun bis August 2022. Ferner gibt es im Gremium Überlegungen, den Stadtbus für alle Penzberger Bürger kostenlos anzubieten.

Es war der verstorbene Stadtrat Michael Kühberger (Freie Lokalpolitik Penzberg), der den kostenfreien Stadtbus für Penzberger Schüler beantragt hatte. Daran erinnerte Hardi Lenk (SPD) in der Sitzung, in der die Verlängerung beschlossen wurde. Seit Januar 2019 müssen Schüler nichts für die Busfahrten zahlen. Gratis geht es für die Kinder und Jugendlichen allerdings nicht nur von zu Hause in die jeweiligen Schulen im Stadtgebiet. Sie sind auch in den Ferien und an anderen schulfreien Tage sowie an Feiertagen und Wochenenden kostenfrei unterwegs. Voraussetzung ist, dass die Kinder und Jugendlichen den jeweiligen Busfahrern einen Schülerausweis oder eine Bestätigung der Penzberger Schule, die sie besuchen, vorzeigen können.

Doch leider klappe das nicht immer, sagte CSU-Fraktionschefin Maria Probst in der Stadtratssitzung. In den Sommerferien komme es schon mal vor, dass Busfahrer die jungen Penzberger zum Zahlen aufforderten. Andernfalls müssten sie den Bus verlassen. "Es gibt Busfahrer, die die Regelung offenbar nicht kennen", sagte Probst. Was "unschön für die Kinder" sei. Vielleicht handle es sich um Aushilfsfahrer, die nicht Bescheid wüssten. Probst bat Ordnungsamtsleiter Peter Holzmann, der den Stadtbus koordiniert, die Fahrer zu informieren. Holzmann wusste von solchen Vorfällen. Er habe sich bereits deshalb an die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO) gewendet und werde es gerne nochmals tun, versprach er.

Der Stadtbus mag für Schüler kostenfrei sein, die Stadt Penzberg muss allerdings das Defizit übernehmen, das dadurch entsteht. Einnahmen in Höhe von etwa 40 000 Euro entgehen der Stadt durch dieses Gratisangebot. Der Betrag setzt sich zusammen aus den fehlenden Erlösen, weil keine Schülerfahrkarten verkauft werden, und dem staatlichen Zuschuss, den die Stadt damit verliert.

SPD-Fraktionschef Adrian Leinweber sagte, dass die Gruppe der zahlenden Fahrgäste immer kleiner werde - denn neben den Schülern dürfen seit Sommer 2020 auch Penzberger Senioren, die ihren Führerschein freiwillig abgeben, kostenlos fahren. Seine Fraktion schlage daher vor, den Stadtbus gleich für alle kostenlos zu machen. Die Stadtverwaltung soll nun klären, was dieser Schritt für die Akzeptanz des Stadtbusses bedeuten würde, und ob es andernorts Erfahrungswerte gibt.

Der Penzberger Stadtbusverkehr sei sehr gut aufgestellt, erklärte Ordnungsamtsleiter Holzmann. Das Angebot könne sich im direkten Vergleich mit Nachbarkommunen sehen lassen. Man tue viel, um die Akzeptanz zu erhöhen, etwa mit dem Halbstundentakt. Im Stadtgebiet gibt es laut Holzmann 43 Haltestellen, davon 29 mit Buswartehäuschen und 40 mit Hochbord, das ein barrierefreies Einsteigen ermöglicht. Eine weitere Verbesserung für Busnutzer sei die "Wohin Du willst"-App, über die man in Kürze auch digital Tickets für den Penzberger Stadtbus kaufen könne, sagte Holzmann.

Im Sinne der Verkehrswende sei es wünschenswert, wenn mehr Penzberger den Bus nehmen und das Auto in der Garage stehen lassen, war man sich im Gremium einig. Ob eine komplette Kostenfreiheit allerdings mehr Bürger in die Busse steigen lässt, wusste der Ordnungsamtsleiter nicht zu beantworten. Er müsse dies erst eruieren, sagte Holzmann.

Dem Stadtrat lag zur Sitzung auch die Betriebskostenabrechnung der RVO für das Jahr 2020 vor. Demnach beläuft sich das Defizit, das Penzberg übernehmen muss, auf 260 000 Euro. Der Betrag bewege sich im Bereich der vergangenen Jahre, erklärte Ordnungsamtsleiter Holzmann. Die Betriebskosten des Penzberger Stadtbusverkehrs insgesamt betrugen im vergangenen Jahr knapp 639 000 Euro. Die Einnahmen beliefen sich auf etwa 200 000 Euro. Der Freistaat Bayern hat den Stadtbusverkehr 2020 mit 180 000 Euro bezuschusst.

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