Die ersten Bäume sind gefällt, ein Gebäude abgerissen und zahlreiche Leitungen werden verlegt. Die Arbeiten für den Ausbau der Straßenbahnlinie 1 gehen los. In einem ersten Schritt wird zunächst das Straßenbahnnetz der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) von der derzeitigen Endhaltestelle am Roland-Center bis nach Mittelshuchting verlängert. Das Baurecht liegt vor und die Finanzen sind laut BSAG geklärt. Insgesamt wird mit Investitionskosten von rund 87 Millionen Euro gerechnet, wovon Bremen selbst etwa neun Millionen Euro übernimmt.
Nachdem das Gebäude an der Kirchhuchtinger Landstraße im vergangenen Jahr abgerissen war, starteten die Holzfäller Anfang November ihre Arbeit. Nun haben in Nähe des Roland-Centers an der Kreuzung Werner-Lampe-Straße und Kirchhuchtinger Landstraße die vorbereitenden Bauarbeiten an den Versorgungsleitungen begonnen.
Linie 1 soll künftig im Zehn-Minuten-Takt fahren
Von dort geht es laut BSAG-Sprecher Andreas Holling voraussichtlich in den kommenden sechs Wochen über den Alten Dorfweg zum Grünstreifen im Bereich der Wendeanlage. „Der Baufortschritt ist allerdings von der Witterung abhängig“, so Holling. Im Rahmen der Bauarbeiten seien Einschränkungen bei den Wegen nicht vollständig zu vermeiden.
Fußgänger und Radfahrer sowie Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung sollen während der gesamten Bauzeit sicher um und durch die Baustelle geführt werden, teilt das Verkehrsunternehmen mit. Das Roland-Center sei ebenfalls jederzeit erreichbar. Die eigentlichen Gleis-, Straßen und Kanalbauarbeiten für die Straßenbahnverlängerung beginnen voraussichtlich im Sommer – angepeilt ist August.
Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Huchting soll durch das Großprojekt in den kommenden Jahren leistungsfähiger werden. Das ist das erklärte Ziel von Verkehrsressort und BSAG. Künftig werde die Linie 1 tagsüber Bremens südlichsten Stadtteil im Zehn-Minuten-Takt umsteigefrei mit der Innenstadt und dem Hauptbahnhof verbinden. 3,7 Kilometer Strecke und sechs neue Haltestellen kommen hinzu.
Bauarbeiten in drei Abschnitten
In einer Kleinen Anfrage an den Senat drängt die Bremer FDP-Fraktion dazu, umfassend und frühzeitig über alle Bauphasen zu informieren und zu berichten. Aus der Antwort des Senats geht hervor, dass die Arbeiten in drei Abschnitten vorgesehen sind: Im ersten Zeitraum ist der Bereich Wendeschleife, Kirchhuchtinger Landstraße, Willakedamm bis zur Trasse der Bremen-Thedinghauser Eisenbahn (BTE) dran. Weiter geht es von Neuer Damm und Delfter Straße bis zur Wendeschleife Huchtinger Heerstraße. In der dritten Phase ist dann die BTE-Trasse an der Reihe.
Kritik an der Maßnahme kommt seit Jahren von der Huchtinger Initiative um Sprecher Martin Danne. Die Bürgerinitiative beruft sich auf ein Gutachten des Osnabrücker Wirtschaftsgeografen Jürgen Deiters, welches zu der Aussage kommt, dass die Investitions- und Planungskosten auf 95 Millionen Euro kommen und „völlig aus dem Ruder gelaufen sind“.
In einem Brief an Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) verlangt Danne Auskünfte nach dem Informationsfreiheitsgesetz. Er will unter anderem wissen, warum im Rahmen einer sogenannten standardisierten Bewertung „überholte“ Daten und ein älterer Zeitraum verwendet wurden. Laut dem Deiters-Gutachten falle der voraussichtliche Fahrgastzuwachs auf einer ausgebauten Linie 1 zwischen Huchting und der Innenstadt geringer aus, als von der Behörde angenommen.
Dadurch werde das Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1,0 nicht erreicht und eine Förderung durch den Bund sei nicht mehr zulässig, so Danne. Die Initiative will zudem wissen, wo Ersatz für mehr als 600 gefällte Bäume geschaffen werde und ob der Zuwendungsbescheid des Bundes vorliegt. Zudem wird ein Kostenvergleich eingefordert.
Linie 8 und Querspange Ost
In den kommenden Jahren wird das Straßenbahnnetz der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) nicht allein im Stadtteil Huchting erweitert. Geplant ist, dass die Linie 8 bis in die niedersächsischen Gemeinden Stuhr und Weyhe ausgebaut wird. Laut BSAG und Verkehrsbehörde soll die Verlängerung der Linie 8 im Jahr 2024 in Betrieb gehen. Dieser Ausbau beschäftigt derzeit aber noch das Oberverwaltungsgericht Lüneburg.
Für die Querspange Ost zwischen der Östlichen Vorstadt und der Vahr (Bennigsenstraße bis Julius-Brecht-Allee) ist im Dezember ein Planfeststellungsbeschluss erlassen worden. Voraussichtlich kommt es aber zu Verzögerungen des Infrastrukturprojekts: Die Eigentümergesellschaft des Grundstückes, auf dem das Stadtamt steht, hat Klage gegen den Beschluss beim Oberverwaltungsgericht Bremen eingereicht. Infos zur Linie 1 und 8 gibt es auf der Website www.linie1und8.de.