Die Sperrung des Sielwalls in einem Radius von 80 Metern wird kommen, so viel ist sicher. Nur, wann das der Fall sein wird, steht noch nicht fest. Die entscheidungsbefugten Behörden, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Umwelt- und Mobilitätsressorts, wären übereingekommen, dass ein sogenannter Verkehrsversuch, der sich voraussichtlich über sechs Wochen hinziehen solle, nur dann Sinn mache, wenn der Lockdown wieder aufgehoben sei und die Gastronomie im Viertel wieder öffnen dürfe. Ein Test also unter realen Bedingungen, der dann aber möglichst zeitnah umgesetzt werden solle, so der Sprecher. Dementsprechend habe das Amt für Straßen und Verkehr vorerst noch die Bestellung der Schilder auf Eis gelegt. Nach der sechswöchigen Phase solle der Verkehrsversuch in einer Evaluation mit Anwohnerschaft, Gastronomie, Handel, Beiräten und Polizei ausgewertet werden.
Die Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt hatten in langwierigen Debatten einen gemeinsamen Beschluss mit der Empfehlung erarbeitet, diesen auch umzusetzen. Da es sich um eine temporäre Sperrung innerhalb eines Verkehrsversuches handele, sei hierfür kein Beschluss der Bürgerschaft oder der Verkehrsdeputation notwendig gewesen, der Beschluss der beiden Beiräte und die enge Abstimmung mit den betroffenen Ressorts Inneres und Mobilität hätten dafür ausgereicht. „Das ist reines Verwaltungshandeln“, resümiert Tittmann. Einher gehen mit dem Verkehrsversuch soll das Verbot des aufgesetzten Parkens rund um die Sielwall-Kreuzung.
Zur Erinnerung: Wohl kaum ein anderes Thema, einmal abgesehen vom Anwohnerparken, hat die Gemüter im vergangenen Jahr so erhitzt, wie die Exzesse der Autoposer-Szene. Die heißen Temperaturen im August brachten an der Sielwall-Kreuzung ganz offensichtlich auch das Machogehabe zum Überkochen. Frisierte Imponierschlitten, die bis spät in die Nacht über den Sielwall heizten und dabei ein Verkehrschaos verursachten. Dieses verkehrswidrige und gefährliche Fehlverhalten soll nun gestoppt werden, in dem der Sielwall zwar nicht die ganze Woche über, wie zunächst angedacht, dafür aber von Freitagnacht auf Sonnabend und von Sonnabendnacht auf Sonntag sowie vor Feiertagen in der Zeit von 20 Uhr bis fünf Uhr morgens gesperrt werden soll. Ausgenommen sollen Taxen, Radfahrer und der öffentliche Nahverkehr sein. Das hatte zu heftigen Online- und Kommentar-Auseinandersetzungen auch in dieser Zeitung geführt.
Darüber hinaus hatten sich die SPD-Fraktionen der Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt dafür eingesetzt, dass der Sielwall zur Einbahnstraße wird, am besten flankiert von breiten Fahrradstreifen. Langfristig favorisiert die SPD sogar die Umwidmung des Sielwalls in eine Fahrradstraße. Im Herbst hatte allerdings Gunnar Polzin vom Amt für Straßen und Verkehr in einer gemeinsamen Sitzung der Beiräte betont, dass er für eine Umgestaltung des Sielwalls zur Einbahnstraße keine schnelle Umsetzungsmöglichkeit sehe. Sehr wohl aber für das Verbot des aufgesetzten Parkens, das besonders am Sielwalleck, auf der Ostseite zwischen den Straßen im Krummen Arm und Vor dem Steintor, immer wieder für Probleme sorgt. Die Straße gilt seit Jahren als einer der neuralgischsten Punkte im innerstädtischen Straßenverkehr. Aufgrund der begrenzten Platzkapazitäten kommen sich hier immer wieder Autos, Lkw, Radfahrer sowie Fußgänger ins Gehege.
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In dieser Reihe schauen wir auf coronafreie Themen, die Bremen im vergangenen Jahr beschäftigt haben, und darauf, was aus ihnen geworden ist.